Schlafentzug, partieller Schlafentzug und Schlafphasenverlagerung

13.12.2023

Bei 60 – 70 Prozent aller depressiven Patienten kommt es durch Schlafentzug zu einer (zumindest kurzfristigen) deutlichen Stimmungsaufhellung und Aktivitätssteigerung. Besonders wirksam ist der Schlafentzug bei Patienten mit starken Tagesschwankungen und Abendhoch.

Ein Schlafentzug kann in der Form durchgeführt werden, dass die Patienten eine Nacht lang durchgehend wach sind und bis zum nachfolgenden Abend wach bleiben.

Beim partiellen Schlafentzug wird nur in der zweiten Nachthälfte auf den Schlaf verzichtet, die Patienten werden also gegen ein Uhr geweckt und bleiben dann bis am folgenden Abend wach.

Bei einer Schlafphasenverlagerung folgen auf ein bis zwei „normale“ Nächten eine Nacht mit komplettem Schlafentzug und ein Tag mit einer Schlafperiode von 16 – 24 Uhr. Am folgenden Tag wird die Schlafzeit auf 17 Uhr bis ein Uhr gelegt und so täglich weiter um eine Stunde nach hinten verschoben, bis die gewohnte Einschlafzeit erreicht wird.

Wichtig für jede Form des Schlafentzugs ist, dass es nicht zwischendurch zu einem kurzen „Einnicken“ kommt. Schlafentzug wird häufig in Kliniken in Gruppen durchgeführt (oft auch um die Zeit bis zum Wirkungseintritt der Antidepressiva zu überbrücken) und mit entsprechenden Nachtaktivitäten unterstützt.

Auch wenn die positiven Auswirkungen des Schlafentzugs oft nur von kurzer Dauer sind, so ist doch die Erfahrung, dass sich der Zustand des Patienten bessert, für viele Patienten sehr wichtig.

Wegen der Gefahr des Auftretens von Manien oder auch des durch die Antriebssteigerung erhöhten Suizidrisikos sollte diese Therapieform nur nach ärztlicher Absprache ambulant eingesetzt werden.

Erklärt wird die Wirksamkeit des Schlafentzugs mit verschiedenen Ansätzen:

Schlaf und insbesondere Schlafphasen in den frühen Morgenstunden scheinen eine eher depressionsfördernde Wirkung zu haben. Aber auch die Ausschüttung von Hormonen und Botenstoffen verändert sich durch den Schlafentzug und wirkt sich somit auf den Gemütszustand des Patienten aus.

Weitere Informationen:

Niklewski, Günter Riecke-Niklewski, Rose: Depressionen überwinden 5. überarbeitete Auflage, 2010 Stiftung Warentest, Berlin