#22WochenWarten: Sichtbare Zeichen auf den Straßen Berlins

#22WochenWarten: Sichtbare Zeichen auf den Straßen Berlins

Pressemitteilung Depressionsliga | 06.09.2022

DDL-Kampagne und Petition für Verkürzung von Wartezeiten auf Psychotherapieplätze läuft analog und digital auf Hochtouren. Bislang knapp 55.000 Unterschriften.

Bonn/Berlin, 6. September 2022 – „Du wartest 5 Minuten, andere 22 Wochen“ – seit Freitag findet man in ganz Berlin Street Graffiti mit dieser und ähnlichen Botschaften. Und zwar überall dort, wo man wartet: von Hauptbahnhof, Konnopke’s Imbiss und Zulassungsstelle bis hin zu Rosenthaler Platz, Reichstag und Berghain, wo sich am Wochenende schon mal kilometerlange Schlangen bilden.

Die Botschaften machen Passanten auf etwas aufmerksam, was niemand gerne macht: warten. Doch während man vorm Imbiss oder am Bahnsteig nur wenige Minuten warten muss, warten andere im Durchschnitt 22 Wochen. „Auf einen Therapieplatz, der potenziell Leben rettet“, so die Deutsche DepressionsLiga e.V. (DDL), die einzige bundesweit aktive Patientenvertretung für an Depressionen erkrankte Menschen.

Damit sich daran endlich und schnell was ändert, hat die DDL die Kampagne und Petition #22WochenWarten gestartet. Diese wird am 10. Oktober, dem Welttag der Seelischen Gesundheit, an die Bundesregierung übergeben. Wie wichtig schnelle Hilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist, daran erinnert jährlich der Welttag der Suizidprävention am 10. September.

Nicht nur in Berlin, sondern auch in den sozialen Medien geht es seit dem Wochenende um das Thema Warten. Zahlreiche Influencerinnen und Influencer sowie Gruppierungen, Organisationen und Prominente machen auf die langen Therapiewartezeiten aufmerksam. Einige ließen und lassen ihre Community sogar symbolisch 22 Sekunden warten – eine kurze Zeitspanne, die sich in der Schnelllebigkeit der sozialen Medien jedoch wie eine Ewigkeit anfühlt. Darunter die Musikerin und DDL-Botschafterin Marie-Luise Gunst und die Schauspielerin Sandra Quadflieg.

„Warten nervt, selbst wenn es nur ein paar Minuten sind. Wenn es allerdings darum geht, einen Psychotherapieplatz zu finden, müssen viele oft monatelang warten. Das kann schnell lebensgefährlich werden“, sagt Armin Rösl, stellvertretender Vorsitzender und Sprecher der

Deutschen DepressionsLiga e.V und Initiator der Petition #22WochenWarten an die Bundesregierung. Die Petition wird unterstützt von Torsten Sträter, Schirmherr der DDL.

Die DDL fordert, das Thema ganz oben auf die Agenda zu setzen. In der Petition, die bis jetzt fast 55.000 Unterschriften generiert hat, verlangt sie eine schnelle und konsequente Umsetzung der im Koalitionsvertrag angekündigten Verbesserung der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Dazu gehört laut Rösl unter anderem die dringend notwendige Reform der psychotherapeutischen Bedarfsplanung. „Jeder Tag kann Leben retten“, betont der DDL-Sprecher. Dies zeigen auch Erlebnisberichte, die in einem digitalen Wartezimmer auf der Website der Deutschen DepressionsLiga e.V. gesammelt werden.

Derzeit beträgt die Wartezeit auf einen ambulanten Therapieplatz durchschnittlich 22 Wochen, also knapp 5 Monate. Das zeigte eine Umfrage des Verbands für psychologische Psychotherapeuten. Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag allerdings festgelegt, die psychotherapeutische Bedarfsplanung zu reformieren, „um Wartezeiten auf einen Behandlungsplatz, insbesondere für Kinder- und Jugendliche, aber auch in ländlichen und strukturschwachen Gebieten deutlich zu reduzieren“. Spürbar geschehen sei bislang nichts, kritisiert Armin Rösl.

Depressionen gehören zu den häufigsten und am meisten unterschätzten Erkrankungen. Im Laufe eines Jahres erkranken in Deutschland insgesamt ca. 5,3 Mio. Menschen an einer Depression, von denen allerdings nur wenige eine optimale Behandlung erhalten. Während der Corona-Pandemie hat sich die Anzahl der Depressionen jedoch nochmal erhöht. Laut der Weltgesundheitsorganisation sind die Fälle von Depressionen und Angststörungen global allein im ersten Pandemiejahr um 25 Prozent gestiegen.

Am 10. Oktober, dem Welttag der Seelischen Gesundheit, wird die Petition in Berlin an die Bundesregierung übergeben. Die DDL erhofft sich durch die öffentliche Aufmerksamkeit, dass dem Warten endlich ein Ende bereitet wird und Betroffene zeitnah die Hilfe bekommen, die sie so dringend brauchen.

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