Die Psychoanalyse wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Sigmund Freud entwickelt.
Sie misst den frühen Kindheitserfahrungen und der Eltern-Kind-Beziehung eine besondere Bedeutung für das ganze weitere Leben und damit auch für die Entstehung psychischer Störungen zu. Auch eine gesunde Sexualität wird als wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung angesehen.
Sigmund Freud beschäftigte sich u.a. mit Träumen und Traumdeutung und sah darin einen Zugang zum Unbewussten. Er prägte den Begriff des Drei-Instanzen-Modells der Psyche, mit dem Es (unkontrollierbare Triebe), dem Über-Ich (Gewissen) und dem Ich (als Vermittlerinstanz zwischen Beiden) und sah die oft unbewussten Konflikte zwischen diesen Instanzen als Ursache für psychische Erkrankungen.
Freuds Schüler (u.a. Adler und Jung) veränderten und erweiterten die Konzepte von Sigmund Freud.
In Deutschland sind heute folgende analytische Psychotherapiemethoden wissenschaftlich anerkannt: die Psychoanalyse nach Freud, die analytische Psychologie nach Carl G. Jung und die Individualpsychologie nach Alfred Adler.
Ziel der Psychoanalyse ist eine dauerhafte Symptomfreiheit durch Nachreifung oder Veränderung der Persönlichkeit und Bearbeitung tiefer liegender Probleme und frühkindlicher Störungen. Bei der Psychoanalyse sind drei Aspekte wirksam:
– Erinnern
Die verdrängten Anteile werden durch freie Assoziation (d.h. Aussprechen aller Einfälle ohne Zensur) aus dem Unbewussten hervorgehoben.
– Wiederholen
Die Konflikte leben in der Übertragungsbeziehung zum Therapeuten wieder auf.
– Durcharbeiten
Der Grundkonflikt wird mit allen Emotionen reinszeniert und kann dann intensiv durchgearbeitet und aufgelöst werden.
Eine psychoanalytische Therapie ist nur für Patienten geeignet, die unabhängig von ihren aktuellen Symptomen bereit sind, sich über einen längeren Zeitraum mit ihrer Lebensgeschichte auseinanderzusetzen. Im Rahmen der PA sind in der Regel zwei bis drei Sitzungen pro Woche vorgesehen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für maximal 300 Therapiesitzungen. Bei der klassischen Analyse liegt der Patient auf der Couch und hat keinen Blickkontakt zum Therapeuten, um die freie Assoziation zu fördern. Einige Therapeuten ermöglichen jedoch zu Beginn der Therapie oder auch dauerhaft eine Psychoanalyse im Sitzen mit Blickkontakt zum Therapeuten.
Ein analytischer Therapeut verhält sich neutral und distanziert („therapeutische Abstinenz“). Er nimmt keinerlei Bewertungen vor und bietet keine konkreten Problemlösungen an.
Morschitzky, Hans, Psychotherapie Ratgeber: Ein Wegweiser zur seelischen Gesundheit, 2007 Springer Verlag/Wien