Gefühle der Angehörigen

13.12.2023

Beispiele für Gefühle, die häufig bei Angehörigen auftreten:

Unsicherheit (vor allem anfangs): Das Verhalten des Angehörigen verändert sich, irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Die Angehörigen suchen nach „einfachen“ Erklärungen (z.B. Stress im Job) oder zweifeln an sich selbst.

Verzweiflung und Mutlosigkeit: Depressionen dauern manchmal lange an und belasten die Beziehung.

Kummer: Die frühere Leichtigkeit und Freude in der Beziehung wird vermisst. Verantwortung kann oft nicht mehr geteilt und Entscheidungen müssen allein gefällt werden.

Wut: Vor der Krankheit war es die Wut über bestimmte Verhaltensweisen, jetzt ist es oft die Wut auf den ganzen (so veränderten) Menschen.

Schuld: Angehörige können Schuldgefühle entwickeln, weil sie die Geduld verloren haben, wütend geworden sind, glauben nicht genug für den anderen getan oder etwas falsch gemacht zu haben.

Einsamkeit: Durch die Depression vergrößert sich der Abstand in der Beziehung. Soziale Kontakte nach außen werden reduziert, weil der Erkrankte nicht mitgeht.

Scham: Die Angehörigen fürchten Schuldzuweisungen oder empfinden das Verhalten des Erkrankten als peinlich.

Angst: Durch die Depression verändern sich Partnerschaft und Familienleben. Existenzielle Sorgen treten auf, manche Angehörige befürchten einen Suizidversuch des Erkrankten.

Es ist wichtig, diese Gefühle zu akzeptieren und darüber mit dem Betroffenen selbst oder mit Freunden, in Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen zu sprechen.

Die Depression kann sich auch positiv auf Angehörige auswirken, beispielsweise werden eigene Fähigkeiten entdeckt oder Werte neu definiert.

Buijssen, Huub, Depression – Helfen und sich nicht verlieren, 1. Auflage, 2011 Beltz Verlag, Weinheim und Basel