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Schatten über der Partnerschaft – Wie Paare Depressionen gemeinsam bewältigen können

Guy Bodenmann

Das Sachbuch „Schatten über der Partnerschaft“ zeigt auf, welche Auswirkungen die Depression auf Paarbeziehungen hat respektive wie Partnerschaftsprobleme ihrerseits Depressionen begünstigen können. Guy Bodenmann möchte ein fundiertes Verständnis für das Störungsbild, seine unterschiedlichen Formen, Ursachen für Depressionen und ihre Auswirkungen auf Paarbeziehungen schaffen und aufzeigen, wie es Paaren gelingen kann, die Depression als gemeinsame Herausforderung zu sehen und zusammen zu bewältigen.

Dieses Buch richtet sich an Betroffene und deren Partner*in, Psycholog*innen, Psychiater*innen, Psychotherapeut*innen, Beratungsstellen.

hogrefe Verlag, 2022
216 Seiten

ISBN: 9783456862125

 

Rezension von DDL-Mitglied Dr. Jutta Schütz 

Angehörige von depressiv erkrankten Menschen sind oft ebenso verzweifelt wie die Patientinnen und Patienten selbst, und zwar umso mehr, je länger eine solche psychische Störung andauert. Dieses Buch richtet sich vor allem an Paare, bei denen ein Teil psychisch erkrankt, der andere Teil zunächst gesund ist, aber wie ein Ko Alkoholiker immer mehr selbst heruntergezogen wird und durch sein Verhalten sogar die Depression seines Gegenübers unterstützt. Der Autor, Prof. Dr. Guy Bodenmann, hat einen Lehrstuhl am Psychologischen Institut der Universität Zürich und ist tätig als Paartherapeut mit verhaltenstherapeutischem Ansatz. Sehr verdienstvoll ist in seinem Buch „Schatten über der Partnerschaft“ die Aufarbeitung eines breiten Spektrums, überwiegend englischer Fachliteratur zum Thema der Auswirkungen einer Depression auf eine Paarbeziehung. An die meisten dieser zitierten Studien, viele publiziert in internationalen Fachzeitschriften, würde man als Laie kaum herankommen. Bodenmann schildert das typische Muster an Symptomen von klinischen Depressionen. Ausgegrenzt werden in diesem Buch allerdings Bipolare Störungen, von denen in der Bundesrepublik immerhin rund 3% der Bevölkerung (ca. 2,5 Mio. Menschen) betroffen sind (Depressionen insgesamt: rund 9,2%). „Das Leben der Betroffenen verändert sich dramatisch. Ein Schatten breitet sich aus, den man vorher nicht kannte, und zwar nicht nur über dem eigenen Leben, sondern auch über dem der Angehörigen (Eltern, Geschwister) und insbesondere dem des Partners/der Partnerin.“ Die depressive Verstimmung sei für den Partner/die Partnerin oft schwer zu ertragen, die Niedergeschlagenheit und atmosphärische Schwere präge das Paarklima. Die Bezugsperson leide mit oder verliere ebenfalls Mut, Zuversicht und Kraft. Rund 40% der Partner*innen sei selbst klinisch depressiv, was bisher in der therapeutischen Behandlung zu wenig Beachtung finde. Doch wie der Autor betont, sei Depression „eine gemeinsame Herausforderung“, von ihm als “We-Desease“ bezeichnet. Damit ist nicht gemeint, dass beide krank werden, aber ein Ansatz, der die Ressourcen beider anerkennt. Bodenmann beschreibt die vielen möglichen Faktoren für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Depressionen, wobei partnerschaftlicher Stress eine große Rolle spiele. Seine Empfehlung: Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen, sondern sie dosiert auszutragen. Auch die mögliche Entwicklung einer Partnerschaft unter dem


Einfluss einer Depression zeigt er auf: „Zuerst Zuwendung, Fürsorge Unterstützung und Schonung, anschließend Erschöpfung und Rückzug des Partners/der Partnerin.“ Theoretischen Erkenntnissen fügt er Fallbeispiele hinzu, um die Aussagen lebendiger zu machen und gibt Verhaltenstipps. Für die Bezugsperson gelte es, „eine Balance zu finden zwischen Zuwendung für die depressive Person und eigener Psychohygiene.“, damit eine Begleitung der Erkrankten durch die schwere Zeit mit einem guten Gegengewicht gelinge. Das Buch richtet sich aber auch an Therapeut*innen: Es sei „dringend notwendig, beim Auftreten von psychischen Störungen beide Partner*innen im Blick zu haben, denn beide sind Leidtragende …, für beide hat die Störung einschneidende Veränderungen im Leben gebracht, für beide ist ein Traum geplatzt. Beide brauchen Gehör und Unterstützung.“ Eine sehr empfehlenswerte, wissenschaftlich fundierte Darstellung, die bei Beziehungskrisen durch eine Depression hilfreich sein kann.

Triggerwarnung: Literatur über psychische Krankheiten werden immer Themen ansprechen, die nicht jede*r verkraften kann, denn schließlich handelt es sich um Dinge, die manchmal kaum zu verkraften sind. Deshalb sollte dieses Buch mit besonderer Achtsamkeit gelesen werden. Sorgen Sie für sich selbst.

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