Seelenvulkan – Roman einer Depression

Jutta Sybille Schütz

Vera liebt Vulkane, seitdem sie im Pedregal, einem Stadtteil von Mexico City in einem alten Lavafeld, aufgewachsen ist. Als mutige Vulkanologin erforscht sie später die explosiven Urgewalten bis ihr ein Ausbruch des Popocatépetl zum Verhängnis wird. Nach ihrer Rettung kann sie sich nicht an Details erinnern. Was genau geschah am wütenden Vulkan? Trägt sie Schuld am Tod anderer Menschen? Nach Deutschland zurückgekehrt, landet sie in der Psychiatrie. Diagnose: schwere Depression. Nichts geht mehr, sie fühlt sich selbst wie ein erstarrter Vulkan, der manchmal wieder ausbricht, in manischen Phasen.

Ulrich Diehl Verlag 2022
236 Seiten
ISBN 3981593782

 

Rezension von DDL-Mitglied Mechthild Strahler

„Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise, wie einem Vogel, die Hand hinhalten.“ (Hilde Domin)

Das sagt sich so leicht, doch das ist es über weite Strecken im Leben der Vulkanologin Vera nicht. Vera ist die Hauptprotagonistin in dem Roman „Seelenvulkan“. In diesem Roman geht es um das Aufwachsen in einem fernen Land, die erste große Liebe, Vulkane und darum, ob und wann sie zu speien anfangen. Weiterhin geht es in diesem Roman um Depressionen. Die Depression habe ich absichtlich nicht als Erstes genannt, weil dieses sehr gelungene Buch noch viel mehr zu bieten hat als die Einblicke ins Innere eines Menschen mit dieser Erkrankung.

Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Es ist ein fesselnder Roman. Der Autorin ist es wunderbar gelungen, das Thema Depressionen mit all den Facetten, die diese Erkrankung hergibt, darzustellen.

Der Leser begibt sich auf eine spannende Reise. Sie führt ihn durch die Kindheit und frühe Jugend Veras im Pedregal, einem Stadtteil von Mexico City. Dort ist der Vulkan Popocatépetl und gerade dieser Vulkan, den sie besonders liebt, wird ihr zum Verhängnis. Vera verunglückt nach dem Ausbruch des Vulkans, wird gerettet und kehrt nach Deutschland zurück. An Details kann sie sich nicht erinnern. In Deutschland angekommen, landet sie in der Psychiatrie. Es wird eine schwere Depression diagnostiziert. Für Vera beginnt eine Odyssee. Die Autorin benennt die Kapitel einfach: Drinnen – Draußen. Eine andere Zeitrechnung gibt es für Vera nicht. Die Autorin beschreibt sehr anschaulich, wie sich Angehörige fühlen, wie der Partner von Vera Notizen macht, um selbst mit der Situation klarzukommen. Die vielen Sprünge zwischen gesund und krank, Vergangenheit und Gegenwart gelingen der Autorin ebenfalls sehr gut.

Als sehr eindrucksvoll beschrieben empfand ich die Kapitel, in denen Vera stationär in der Psychiatrie (sowohl in der offenen als auch geschlossenen Abteilung) war. Hierbei nimmt die Protagonistin eine kritische Haltung zu Medikamenten und psychiatrischen Kliniken ein, formuliert diese aus meiner Sicht aber sachlich.

Ich kann dieses Buch unbedingt empfehlen. Es ist Lesestoff für jeden, der sich für die Erkrankung Depression interessiert, betroffen ist oder für Angehörige. Es ist ein Roman, an dem sich Gesunde und Kranke gleichermaßen erfreuen können. Der Leser erweitert in jedem Fall sein Wissen über die Erkrankung Depression, und zwar aus Sicht einer betroffenen fiktiven Person dieses Romans.

Triggerwarnung: Literatur über psychische Krankheiten werden immer Themen ansprechen, die nicht jede*r verkraften kann, denn schließlich handelt es sich um Dinge, die manchmal kaum zu verkraften sind. Deshalb sollte dieses Buch mit besonderer Achtsamkeit gelesen werden. Sorgen Sie für sich selbst!

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