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Von Depression zur Expression – welche Bedeutung Kunst für meine seelische Gesundheit hat 

Von Sarah Louven 

Ich stehe offen zu meiner Meinung, dass ich ohne meine Erfahrung mit psychischen Problemen auch nicht so intensiv zur Malerei gefunden hätte. Und mal ehrlich: Welcher Künstler oder welche Künstlerin in der Geschichte hat keine Krise hinter sich? 

Als Kind war ich ein zurückhaltendes Mädchen und eher eine Einzelgängerin. Mich interessierten keine Gruppen- oder Freizeitaktivitäten, mit denen ich mit vielen Menschen zu tun hatte. Zuhause konnte ich mich gut mit Zeichnen, Kritzeln oder auch meinem Haustier beschäftigen.  

Das Malen, das war schon immer mein Ding. Ich war als Kind zufrieden mit Stiften und Papier. Als Jugendliche führt ich ein Skizzenbuch und nahm es mit in den Familienurlaub. In der Oberstufe malte ich das erste Mal Landschaften und hatte dort wahrscheinlich auch die Liebe zu dieser Kunstrichtung gefunden. Ich erinnere mich auch daran, dass ich einige Kritzeleien in der Kindheit gemacht hatte, die traurig wirkten. Ob sich damals schon wahrsten Sinne des Wortes abzeichnete, was mich irgendwann intensiv belasten würde? Traurigkeit, das Gefühl von Einsamkeit oder Verrücktsein? Depression. 

Ich konnte mich gut alleine beschäftigen, vielleicht auch manchmal etwas zu viel. Heute wie damals bevorzuge ich es, meine „Social Battery“ nicht leerlaufen zu lassen. Das hilft mir und meiner mentalen Gesundheit, auf diese Batterie acht zu geben. 

In verschiedenen Therapien wurde mir gesagt, ich müsste an meinem Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen arbeiten. Dabei würde es helfen sich auf das zu konzentrieren, was man gut kann. In meinem Fall sind von mir geschaffene Gemälde immer etwas gewesen, was mir Stolz und Anerkennung gebracht hat – und dies wiederum gibt mir Selbstbewusstsein. Und ich kann in den meisten Fällen auf meine Fähigkeit vertrauen, etwas zu malen, was mir und anderen gefällt.  

Ich habe insbesondere in depressiven Phasen gemerkt, dass mir das Malen ein Stückchen Besserung verschafft. Ich erkläre mir das folgendermaßen: 

  • Durch Landschaftsmalereien führe ich mich gedanklich an einen anderen Ort 
  • Malerei beansprucht alle Sinne, ich bin achtsam bei der Sache und höre nebenher Musik 
  • Ich habe eine für mich sinnvolle Aufgabe, die es umzusetzen gilt 
  • Mir wird bewusst, dass ich etwas Schönes mit meinen eigenen Händen erschaffen kann 
  • Ist ein Gemälde fertig, fühle ich mich erfolgreich, selbstbewusst und habe gleichzeitig etwas Sinnvolles mit meiner Zeit getan 

Trotzdem will ich mein Hobby bzw. Nebentätigkeit nicht als Allheilmittel für Diejenigen bezeichnen, die auch gerne etwas Kreatives machen. Seltener, aber auch nicht unüblich, wendet sich das Blatt und die depressiven Symptome nehmen überhand. Meine Gedanken reden mir ein, dass meine Kunst eh nicht gut genug sei. Mache ich bei Zeichnungen, Pinselstrichen oder Farbmischungen einen Fehler, so fühle ich mich manchmal wie eine Versagerin und würde gerne alles hinwerfen und mich ins Bett verkriechen. Ich versinke regelrecht im Selbstmitleid. Und nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass das allerschwierigste bei depressiven Menschen ist, sich erstmal dazu aufzuraffen, etwas zu tun. Das kann neben dem Hobby oder Beruf auch die kleinste Alltagsaufgabe sein, wie z.B. aufräumen oder einkaufen. 

Es gab an manchen Tagen schon oft die Überlegung, ob sich das jetzt auch wirklich lohnt, die Leinwand vorzubereiten, Farben zu mischen, Kittel anzuziehen, Pinsel herauskramen, malen, dann Pinsel reinigen, aufräumen usw. Das kann unter Umständen ganz schön viel Energie beanspruchen, wenn man die mentale Gesundheit gerade wie schwarzer Teer an einem klebt. 

Ja, es lohnt sich dennoch. Der Versuch lohnt sich, und auch wenn ich nur ein paar Minuten Farbe auftrage, lohnt es sich. Manchmal wird mir dies auch erst später bewusst, aber auch kleine Schritte sind wichtig und führen zum Ziel. Zum jetzigen Zeitpunkt mache ich stolze, große Schritte und muss mich nicht dazu aufraffen, zu malen. Ich mache es, weil es mir etwas bedeutet und mir Freude bereitet.  

Ich kann nicht ohne Malerei. Wenn ich so darüber nachdenke, dann war das schon mein ganzes Leben so. Ich habe mich in etwas vertieft, mir verhalf es immer langfristig zu einem besseren Zustand und ich war mit mir selbst zufriedener. Also mache ich weiter meine Landschaften auf Leinwände und hoffe, dass sie bei Anderen auch positive Gefühle auslösen. 

 

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