Die Vagusnerv-Stimulation wird schon seit längerer Zeit in der Behandlung von Epilepsieerkrankungen eingesetzt. Dabei fiel auf, dass sich nicht nur die Anfallshäufigkeit verringerte, sondern auch die Stimmung von Patienten besserte, welche zusätzlich depressive Symptome zeigten.
In Studien wurde festgestellt, dass sich bei 40 Prozent der therapieresistenten Depressionen eine dauerhafte Besserung durch die Vagusnerv-Stimulation erreichen ließ.
Der Stimulator arbeitet ähnlich wie ein Herzschrittmacher. Er wird unterhalb des Schlüsselbeins unter die Haut gesetzt und über eine feines Kabel mit dem Vagusnerv im Halsbereich verbunden. Über den Vagusnerv werden leichte elektrische Impulse an das Gehirn weitergeleitet. Dadurch werden die vermehrte Freisetzung von Serotonin und Noradrenalin und möglicherweise auch die Funktion gewisser Schaltkreise für die Stimmungsregulation angeregt.
Diese Therapiemethode der Depressionsbehandlung steckt noch in den Anfängen und wird vorwiegend in psychiatrischen Universitätskliniken angeboten. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nur nach sorgfältiger Prüfung und wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.
Neben den Risiken einer Operation kann es durch die elektrischen Reizungen zu Heiserkeit und Atembeschwerden kommen.
In einer amerikanischen Registerstudie mit knapp 800 Patienten wurden verschiedene Behandlungsansätze bei therapieresistenten Depressionen untersucht.
Bei zwei Dritteln der Patienten, die zusätzlich mit VNS behandelt wurden besserte sich die Depression innerhalb von 5 Jahren deutlich, 43 Prozent zeigten keine/kaum noch Symptome.
Besonders Patienten, die in der Vergangenheit gut auf eine EKT angesprochen hatten, konnten von der VNS profitieren.
Weitere Informationen:
Niklewski, Günter Riecke-Niklewski, Rose: Depressionen überwinden 5. überarbeitete Auflage, 2010 Stiftung Warentest, Berlin
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/depressionen/article/935733/registerstudie-vagus-nerv-stimulation-lindert-depressionen-langfristig.html Stand September 2017
