Alexandra Dankheim
Alexandra ist 19, als ein Schicksalsschlag ihr Leben verändert. Depressionen legen sich wie ein dunkler Schatten über ihren Alltag, es folgt eine Odyssee durch Ärzte und Institutionen, bis sie die richtige Diagnose erhält. Ihre Ehe zerbricht, sie muss sich vielen Herausforderungen stellen. Alleinerziehend ringt sie um ihre Unabhängigkeit, wird aber von der Krankheit immer wieder heimgesucht. Sie begibt sich auf die Suche nach den Ursachen, unternimmt mehrere Therapieanläufe und kämpft tapfer gegen das Stigma an, das die Krankheit begleitet. Ihre Lebensgeschichte bleibt gezeichnet vom dramatischen Auf und Ab der Krankheit und ist zugleich ein Zeugnis der Lebensfreude und Hoffnung angesichts einer Krankheit, von der in Deutschland mehr als 5 Millionen Menschen betroffen sind und über die nach wie vor viel zu wenig gesprochen wird.
tradition Verlag 2022
248 Seiten
ISBN 978-3-347-65867-7
Rezension von DDL-Mitglied Mechthild Strahler
„Denkt immer daran: Lachen kann man trotzdem.“
Bei diesem wundervoll geschriebenen Buch handelt es sich um eine Biografie in Form eines Romans. Es ist sehr angenehm zu lesen und kurzweilig. Ein sehr persönliches Buch über eine Erkrankung, die die Autorin im jungen Alter von 19 Jahren das erste Mal wissentlich registriert: „Depressionen.“ Hinzu kommen eine Zwangsstörung und Angst.
Die Autorin erzählt über ihren Leidensweg vom Erkennen der Erkrankung bis hin zu einer Phase in ihrem Leben, wo sie gelernt hat, mit der Depression zu leben, sie anzunehmen und nicht mehr dagegen zu kämpfen. Dazwischen liegen in etwa 40 Jahre.
Geboren 1965 in Dortmund lernt sie schon früh, allein mit ihren Gefühlen und Problemen klarzukommen. Durch die Selbstständigkeit der Eltern bleibt für die Kinder keine Zeit. Es wird von früh bis spät gearbeitet und Ferien machen die Eltern ohne ihre Kinder. Schon als junges Mädchen arbeitet sie neben der Schule im elterlichen Betrieb, während der Bruder seine Freiheit genießen kann. Insgesamt wohl eher keine schöne Kindheit, was wohl damals auch kein Einzelfall ist. Nach außen fehlt es den Geschwistern an nichts. Der Schein wird gewahrt. Im Verlauf des Buches wird allerdings klar, Liebe und Gefühle, darauf muss die Autorin viele Jahre in ihrem Leben verzichten.
Irgendwann kommt die große Dunkelheit in ihr Leben. Sie weiß zu der Zeit noch nicht, dass das schreckliche Gefühl, nicht länger mit dem Leben verbunden zu sein, einen Namen hat. Depression.
Nach einem sehr einschneidenden Erlebnis im Alter von 17 Jahren beschreibt die Autorin sehr eindrucksvoll was dann folgt. Ob das die Zeit ist, wo bei ihr die Depression ausbricht? Lesen Sie selbst. Es lohnt sich. Das Buch hat neben der Geschichte der Autorin auch immer wieder fundierte Zahlen, Daten und Fakten parat, beispielsweise über Medikamente, Behandlungsformen, diverse Statistiken und über die vielen verschiedenen Arten von Depressionen.
Das Buch ist im Sommer 2021, also während der Pandemie, entstanden. Das Anliegen der Autorin, dieses Buch zu schreiben, ist begründet mit ihrer persönlichen Geschichte über das Wesen der Depression zu informieren und über das Leid, das sie bedeutet. Individuell und bei jedem Betroffenen anders. Hier ist es ihre Geschichte.
Nach all den Jahren mit der Erkrankung lebt die Autorin heute, wie viele andere Betroffene, mit einem Schatten auf ihrer Seele, der nie ganz verschwinden wird. Der Schatten zeigt ihr jedoch auch, jeden Moment voller Glück und echter Lebensfreude mit besonderer Dankbarkeit zu erleben.
Am Ende eines jeden Kapitels findet der Leser „Endnoten“, wo auf Bücher, Artikel und Websites hingewiesen wird. Das ist für „Neu-Erkrankte“ auf jeden Fall sehr hilfreich, natürlich auch für jeden anderen Leser.
Triggerwarnung: Literatur über psychische Krankheiten werden immer Themen ansprechen, die nicht jede*r verkraften kann, denn schließlich handelt es sich um Dinge, die manchmal kaum zu verkraften sind. Deshalb sollte dieses Buch mit besonderer Achtsamkeit gelesen werden.
