Nicole Lindner
„Was zählt, sind die anderen“ – mit diesem Motto kommt Sozialpädagogin Nicole Lindner schon seit Jahren gut durchs Leben und blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück. Die Fassade fällt jedoch in sich zusammen, als die feinfühlige Frau an einer Depression erkrankt und plötzlich alles in Frage stellen muss. In einer Phase der beruflichen Auszeit kommt sie mehr oder weniger durch Zufall in Kontakt mit Menschen, die es ebenfalls nicht leicht im Leben haben. Doch wie Nicole verwundert feststellt, zerbrechen manche nicht daran, sondern werden oftmals noch stärker.
Books on Demand 2001
144 Seiten
ISBN 9783831105823
Rezension von DDL-Mitglied Mechthild Strahler
Wollen wir für das geliebt werden, was wir tun oder für das was wir sind?
„Viel Freude bei deiner Reise und: vergiss nicht, deine Seele mit einzupacken!“ Mit diesen Worten endet das Vorwort, in dem die Autorin beschreibt, wie sie dazu gekommen ist, dieses Buch zu schreiben.
Nicole Lindner ist es gelungen, mich als Leserin mit auf eine Reise zu nehmen und ich hatte meine Seele dabei. Es hätte deine oder meine Geschichte sein können. In Teil 1 ihres Buches beschreibt die Autorin, wie sie durch „stürmische Zeiten“ an Depressionen erkrankt. Plötzlich ist sie da, diese alles verändernde Krankheit. Eindrucksvoll beschreibt sie, wie sie erkennt, dass sie krank ist und sie beschreibt ebenso eindrucksvoll, wie ihr ganz persönlicher Umgang mit der Krankheit ist. Die Autorin ist Anfang 30 und somit noch relativ jung, als sie erkrankt und sie gibt nicht auf. Sie geht aktiv mit ihrer Erkrankung um. Das ist für ihre Leser auf jeden Fall eine Motivation. Es gibt eine Vielzahl von Hilfsmöglichkeiten, die wir nutzen können, um dieser schlimmen Krankheit Depression zu begegnen und die Autorin beschreibt sie sehr gut.
Mit „Prinzip Hoffnung – Zurück ins Leben“ gelangt die Autorin dann zu Teil 2 ihres Buches. Hier beschreibt Nicole Lindner, wie ihr der Weg zurück ins Leben gelingt. Nicht in ihr altes Leben. Auch das beschreibt die Autorin sehr gut. Jeder Mensch, der im Laufe seines Lebens an einer Depression erkrankt, wird bestätigen können, nichts ist mehr wie vor der Erkrankung. So ist es auch bei Nicole Lindner. Es folgen Begebenheiten und Begegnungen, die ohne diese Erkrankung so sicherlich nicht passiert wären.
Der Nachtrag des Buches beschreibt, dass die Erkrankung in den meisten Fällen auch etwas Gutes hat. Bei Nicole Lindner auf jeden Fall. Die Depression zwingt uns Menschen, inne zu halten, langsamer zu machen, auf die Seele zu hören, frei zu sein und zu lieben. Das Buch ist kurzweilig, tiefgründig und mit einem Happyend. Inhaltlich, sowie sprachlich ist es wunderbar geschrieben. Es lädt zum Nachdenken ein und ich konnte viele Hinweise und Tipps für mich mitnehmen. Ein Buch, welches es sich lohnt, erneut in die Hand zu nehmen und darin zu lesen.
Es ist mir ein Leichtes, dieses Buch zu empfehlen. Sowohl für Betroffene als auch für Angehörige von Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, ist es ein hilfreiches Buch, welches jedoch nicht als Ratgeber daherkommt.
Triggerwarnung: Literatur über psychische Krankheiten werden immer Themen ansprechen, die nicht jede*r verkraften kann, denn schließlich handelt es sich um Dinge, die manchmal kaum zu verkraften sind. Deshalb sollte dieses Buch mit besonderer Achtsamkeit gelesen werden.