Depression und Schmerzsyndrom &,40;chronische Schmerzkrankheit&,41;

13.12.2023

Akute Schmerzen fungieren als Warnsignal bei Verletzungen, Entzündungen und Erkrankungen. Werden sie nicht behandelt, kann es zu einer chronischen Schmerzerkrankung kommen. Von einem Schmerzsyndrom spricht man, wenn die Schmerzen ohne erklärbaren Grund bzw. nach Abklingen des ursprünglichen Auslösers mindestens sechs Monate anhalten oder in kurzen Abständen wieder kommen.

Depressive Störungen und Schmerzsyndrome treten oft als gegenseitige Begleiterkrankungen auf.

Im Vergleich mit der gesunden Bevölkerung haben Patienten mit chronischen Schmerzen ein etwa dreifach erhöhtes Risiko, an Depressionen zu erkranken. Beispielsweise entwickeln etwa 65 Prozent aller Patienten mit chronischen Rückenschmerzen und etwa 25 Prozent aller Migränepatienten im Laufe ihres Lebens eine Depression.

Für depressive Patienten ist das Risiko an einem Schmerzsyndrom zu erkranken, doppelt so hoch wie bei Gesunden.

Schmerzen treten häufig als Begleitsymptom von Depressionen auf. Die Depressionen werden jedoch oft nicht erkannt, weil viele Patienten bei den Behandlern hauptsächlich ihre körperlichen Symptome schildern.

Schmerzpatienten hingegen akzeptieren oft die psychischen Anteile ihrer Erkrankung nicht oder lehnen aus Angst vor Stigmatisierung eine entsprechende Behandlung ab.

Oft verstärken sich Schmerz und Depression gegenseitig und es entwickelt sich ein Teufelskreis:

Schmerzen gehen mit einer erhöhten Anspannung, Angst und Stress einher. Sie verleiten zu körperlicher Schonung und ziehen damit oft den Verlust angenehmer Aktivitäten und sozialer Kontakte nach sich. Diese Faktoren begünstigen bei entsprechender Vulnerabilität das Auftreten einer Depression.

Depressive Patienten wiederum leiden oft an einer starken Antriebshemmung. Durch mangelnde körperliche Aktivität kann es leicht zu Bewegungseinschränkungen und daraus resultierenden Schmerzen kommen.

Es gibt auch direkte biologische Zusammenhänge: Bei dauerhaften Schmerzen werden vermehrt Botenstoffe (u.a. Serotonin, Noradrenalin) verbraucht, die auch bei der Entstehung der Depression eine Rolle spielen. Darüber hinaus verläuft die Schmerzverarbeitung in denselben Hirnregionen, die auch für Emotionen, wie Stress, Angst oder Trauer zuständig sind.

Um eine Chronifizierung zu vermeiden, ist sowohl bei Schmerz- als auch bei depressiven Patienten eine frühzeitige und umfangreiche Behandlung notwendig. Bei der medikamentösen Therapie werden reine Schmerzpatienten oft zusätzlich zur klassischen Schmerzmedikation mit niedrigen Dosen Antidepressiva behandelt, um den erhöhten Verbrauch von Serotonin und Noradrenalin auszugleichen.

Weiterhin sind in den allermeisten Fällen Psychotherapie, Entspannungsverfahren und ein spezielles Schmerzbewältigungstraining hilfreich.

Weitere Informationen:

http://www.uni-bamberg.de/fileadmin/uni/fakultaeten/ppp_professuren/physiologische_psychologie/Publikation/pk_schmerz_depression_huber_et_al_080306.pdf Stand März 2015