Dr. med. Barbara Günther-Haug
Depressionen erkennen und wirksam gegen arbeiten: Impulse zur Selbsthilfe
Eine Phase der Niedergeschlagenheit, ein paar schlechte Tage oder ein seelisches Tief sind keine psychischen Erkrankungen. Was aber, wenn die Phase sich zum neuen Normalzustand wandelt, wenn einfachste Handlungen plötzlich zu viel werden?
Ärztin und Psychotherapeutin Dr. Med. Barbara Günther-Haug zeigt anhand einer Reihe fiktiver Patient:innen-Gespräche typische Fallbeispiele einer Depression. Sie zeigt Wege auf, um Depressionen zu überwinden, und Möglichkeiten, die negative Gedankenspirale zu durchbrechen.
- Ein Buch über Depressionen für Betroffene und Angehörige
- Gute Gespräche, Selbstfürsorge und Psychotherapie: Erste Hilfe bei Depressionen
- Woher kommt die Depression? Auslöser und Ursachen erkennen lernen
- Ein Wegweiser aus psychischen Krisen: Tipps von der Spezialistin
- Proaktiv für die psychische Gesundheit: Wie Sie schädlichen Denk- und Handlungsweisen entgegenwirken
Einblicke in eine komplexe Krankheit: Depressionen verstehen und behandeln
Stress bei der Arbeit, Todesfälle im Familienkreis oder unglückliche Liebe – diese und sieben weitere Auslöser dienen im Buch als illustrierende Fallbeispiele. Sie stehen stellvertretend für die vielen Risikofaktoren, die Depressionen auslösen können. Dr. Günther-Haug teilt ihre Erfahrungen aus der Praxis und gibt Tipps, wie Ängste und psychische Krisen nicht die Oberhand gewinnen.
Ein wertvolles Buch über Depressionen für Betroffene und Angehörige, die auf der Suche nach praxisnahen Informationen zu Symptomatik und Behandlung sind!
Hirzel, 2024
207 Seiten
ISBN 978-3-7776-3027-4
Rezension von DDL-Mitglied Mechthild Strahler
Barbara Günther-Haug gelingt mit ihrem Buch „Depressionen fallen nicht vom Himmel“ ein beeindruckender Spagat zwischen fachlicher Expertise und einer einfühlsamen, alltagsnahen Erzählweise. Die Autorin, selbst erfahrene Ärztin und Psychotherapeutin, nimmt ihre Lesenden mit auf eine Reise durch die komplexe Welt der Depression – und das auf eine Weise, die gleichermaßen informativ wie berührend ist.
Das Buch ist keine trockene Abhandlung, sondern lebt von den verschiedenen Fallbeispielen, in denen sich die Lesenden immer wieder selbst erkennen können. Diese fiktiven Patientengespräche sind so lebendig und nachvollziehbar gestaltet, dass sie uns einladen, tiefer über unser eigenes Leben und unsere psychische Gesundheit nachzudenken. Dabei wird schnell klar: „Wie sollen wir bitte rauskriegen, was in fremden Hinterköpfen los ist?“ – eine zentrale Frage, die sich durch das gesamte Buch zieht. Günther-Haug zeigt auf, dass wir oft nicht einmal unsere eigenen Gedanken und Gefühle vollständig verstehen, geschweige denn die der anderen Menschen.
Ein Gedankenspiel ohne Arztkittel
Besonders gelungen ist der Ansatz der Autorin, den Lesenden nicht aus der Perspektive einer distanzierten Fachperson zu begegnen. „Das Gedankenspiel beginnt, jedoch bitte ohne Arztkittel“, schreibt sie sinngemäß – und genau so fühlt sich das Buch an. Es ist ein Dialog auf Augenhöhe, der uns dazu ermutigt, eigene Schlüsse zu ziehen und Verantwortung für unser seelisches Wohlbefinden zu übernehmen.
Günther-Haug beschreibt Depressionen als einen Zustand des Stillstands: „Depressionen entstehen, wenn wir zu lange reglos am Unfallort ausharren, weil wir nicht wissen, wie es jetzt noch weitergehen soll.“ Dieses Bild trifft ins Herz. Es macht deutlich, wie lähmend dieser Zustand sein kann – aber auch, dass es Wege gibt, sich wieder in Bewegung zu setzen. Dabei betont sie immer wieder die Bedeutung professioneller Hilfe: Im ganzen Buch finden sich Hinweise auf die Konsultation von Fachleuten, was zeigt, dass Selbsthilfe allein oft nicht ausreicht.
Balance halten trotz Gegenwind
Ein weiterer zentraler Gedanke des Buches ist die Definition von seelischer Gesundheit: „Balance halten trotz Gegenwind, das ist seelische Gesundheit.“ Diese Aussage fasst prägnant zusammen, worum es in der Bewältigung von Depressionen geht – nicht darum, ein Leben ohne Herausforderungen oder Rückschläge zu führen, sondern darum, trotz Schwierigkeiten die innere Stabilität zu bewahren.
Abschied nehmen – aber wovon?
Am Ende des Buches steht ein Abschied. Doch wovon genau verabschieden wir uns hier? Günther-Haug lässt uns bewusst im Unklaren: „Zuletzt immer Abschied… Von was? Der Therapie, der Fiktion, der Kaffeestunde, der Depression?“ Diese offene Frage lädt dazu ein, über den eigenen Prozess des Loslassens nachzudenken – sei es von belastenden Gedankenmustern oder von einer schwierigen Lebensphase.
Fazit
„Depressionen fallen nicht vom Himmel“ ist ein Buch voller Empathie und Weisheit. Es bietet keine einfachen Lösungen oder Patentrezepte – und genau das macht es so wertvoll. Stattdessen regt es zum Nachdenken an und vermittelt Hoffnung: Auch wenn Depressionen uns in einen scheinbar endlosen Stillstand versetzen können, gibt es Wege hinaus. Mit einer Mischung aus Fachwissen und Menschlichkeit zeigt Barbara Günther-Haug auf, dass es wieder heller wird – Schritt für Schritt.
Dieses Buch ist eine klare Empfehlung für alle Betroffenen sowie deren Angehörige und bietet wertvolle Einsichten für alle Menschen, die sich mit dem Thema seelische Gesundheit auseinandersetzen möchten.