Entstehung und Entwicklung des Kongresses
Aus einer kleinen Gruppe von 18 Betroffenen, die sich im damaligen Diskussionsforum des Kompetenznetzes Depression (heute: Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention) kennengelernt hatten, entstand 2009 die Deutsche DepressionsLiga e. V. (DDL). Zwei Jahre später riefen die DDL und die Stiftung erstmalig einen Patientenkongress Depression ins Leben – siebenmal haben die beiden Organisationen ihn seitdem gemeinsam ausgerichtet.
Der Patientenkongress kann auf einen beeindruckenden Verlauf zurückblicken: Aus kleinen Anfängen ist eine bedeutende Großveranstaltung entstanden, die den Austausch rund um die Erkrankung Depression fördert. So haben den Kongress 2024 in der Alten Oper in Frankfurt beispielsweise über 1000 Teilnehmende besucht – Betroffene, Angehörige und Fachleute.
Wachstum des Vereins und Anforderungen
Doch nicht nur der Kongress ist gewachsen – auch unser Verein: So verzeichnen wir inzwischen mehr als 2340 Mitglieder und einen enormen Anstieg an Anfragen und Aufgaben. Die Gründungsmitglieder hätten sich vor fünfzehn Jahren nicht vorstellen können, dass sich die DDL zur größten bundesweit aktiven Patientenvertretung für an Depressionen erkrankte Menschen entwickeln würde. Laut dem „Gesundheitsatlas Deutschland“ der AOK waren im Jahr 2022 knapp 9,5 Millionen Menschen von Depression betroffen – mit steigender Tendenz. Der Bedarf an Unterstützung ist also enorm, gleichzeitig sind die Hilfsangebote nach wie vor nicht ausreichend. Wir möchten noch mehr Menschen unterstützen, wollen politisch weiter Gehör finden und in Gremien und Trialogen die so wichtige Betroffenensicht einbringen. Das können wir nur, wenn wir uns auf Bereiche konzentrieren und unsere Einsätze gut planen. Denn außer den Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle sind wir, der komplette Vorstand, ehrenamtlich tätig.
Fokussierung und Konsequenzen für den Patientenkongress
Die Deutsche DepressionsLiga steht somit grundlegend vor der Herausforderung – aber an dieser Stelle ihrer Entwicklung gleichsam zwingend vor der Notwendigkeit, ihre Kräfte und Ressourcen zu bündeln. Als Betroffenenorganisation möchte sie vor allem ihre Selbsthilfe-Angebote für so viele Betroffene wie möglich ausweiten. Aus diesem Grund hat der Vorstand beschlossen, den Kongress nicht weiter als Mitveranstalterin auszurichten.
Der Kongress wird weiterhin von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention umgesetzt, mit der die DDL partnerschaftlich verbunden bleibt. Wir danken der Stiftung für die langjährige Zusammenarbeit und blicken zuversichtlich auf die Fortsetzung bestehender sowie die Entwicklung neuer Angebote, die weiterhin für eine bessere Versorgung und Unterstützung von Betroffenen sorgen werden.
Ähnliche Zielsetzungen – unterschiedliche Ausrichtungen der Organisationen
Auch wenn die DDL sich als Mitveranstalterin des Patientenkongresses zurückzieht, bleiben wir im gemeinsamen Ziel verbunden: Menschen mit Depression Unterstützung zu bieten, Aufklärung zu
leisten und das Leben der Betroffenen zu verbessern.
Während die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention aus wissenschaftlich- medizinischer Warte agiert, fokussiert sich die Deutsche DepressionsLiga als Expertin in eigener
Sache vor allem auf die Betroffenenperspektive im Sinne der Selbsthilfe. Die DDL bietet auf Basis
ihrer Ausrichtung zukünftig mehr Angebote an; idealerweise ergänzen sich die Projekte der beiden Organisationen.
Einsatzfelder und Angebote der DDL
Als größte bundesweite Selbsthilfeorganisation und Interessenvertretung für an Depression erkrankte Menschen bieten wir:
- Selbsthilfe-Angebote von und für Betroffene(n), u.a. die Förderung von Peer-to-Peer-Austausch und -Beratung
- Aufklärung und Entstigmatisierung: Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung der Gesellschaft
- Selbstvertretung und Empowerment: Stärkung der Betroffenen, um aktiv an ihrer Genesung und Lebensbewältigung mitzuwirken
- Politische Interessenvertretung: Einsatz für Verbesserungen im Versorgungssystem und Abbau von strukturellen Defiziten
- Praktische Unterstützung: Informationen zur Alltags- und Krankheitsbewältigung, Überbrückung von Wartezeiten und Vermeidung von Chronifizierung
Die DDL wird sich dabei nicht nur auf die bestehenden Leitlinien beschränken (siehe https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/nvl-005), sondern die gesamte Bandbreite der Hilfsmöglichkeiten aus Sicht der Betroffenen kritisch beleuchten. Ziel ist es, bestehende Lücken zu schließen und die Stimme der Betroffenen im Sinne eines echten Trialogs zwischen Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten weiter zu stärken.
Der Vorstand
Bonn, Januar 2025